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Blog für institutionelle Anleger Coronavirus infiziert den Bullenmarkt

Was sind die Konsequenzen für die Weltwirtschaft?

Asset Management 28. Februar 2020
Coronavirus infiziert den Bullenmarkt: Kurzfristig weitere Kurskorrekturen wahrscheinlich, aber um das Ende des langjährigen Bullenmarktes auszurufen ist es noch zu früh.
Gemäss einer Befragung unserer Anlageexperten stellt das Coronavirus (Covid-19) eines der grössten Risken für die Finanzmärkte in den nächsten 12 bis 24 Monaten dar.

Der Virusausbruch trifft die Weltwirtschaft zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Erholung nach den Unsicherheiten rund um die internationalen Handelsbeziehungen war bereits in einem fragilen Zustand (siehe unsere Einschätzung von Anfang Jahr). Eine starke Abschwächung Chinas, der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt, hat das Potenzial eine erneute globale Wachstums-verlangsamung auszulösen. Diese Angst ist nun zunehmend an den Finanzmärkten spürbar und mit der Ausbreitung des Virus in den Nachbarländern Chinas und in Europa steigt die Unsicherheit (Grafik 1).

    

Insgesamt erwarten wir eine erhebliche Wachstumseinbusse in Folge der Covid-19 Epidemie in den ersten zwei Quartalen des Jahres, rechnen aber mit einer Erholung im zweiten Halbjahr.  

Rund 95% der Covid-19 Fälle betreffen China. Der primäre Transmissionskanal für die konjunkturellen Effekte hängt von Chinas Rolle in der Weltwirtschaft ab. Nationen wie Südkorea und Italien, in denen die Anzahl der am Coronavirus erkrankten Personen stark steigt, sind natürlich ebenfalls direkt betroffen. Im Folgenden fokussieren wir uns aber auf die direkten aus China stammenden Risiken.

Das Virus lähmt globale Wertschöpfungsketten. Es kommt zu Produktionsengpässen, denn China ist «die Fabrik der Welt» und während ganze Regionen Chinas unter Quarantäne stehen sind Fabriken entweder geschlossen oder Angestellte können nicht zur Arbeit. Die Länder Südostasiens, wie Thailand, die Philippinen oder Südkorea, sind stark in Chinas Produktionskette integriert und dürften somit am meisten leiden, aber auch internationale Konzerne, die einen Teil ihrer Produktionsstätten in China haben, spüren erste Lieferschwierigkeiten. Dies war einer der Gründe, dass der Tech-Gigant, Apple, im Februar eine Gewinnwarnung publizieren musste. Ein weiterer Grund ist, dass China mittlerweile auch ein wichtiger Absatzmarkt für Unternehmen wie Apple geworden ist. Die Angst vor dem Virus hält momentan jedoch viele Konsumenten von den Geschäften fern.

Auch die Tourismusbranche ist stark von der Epidemie beeinträchtigt. Ein- und Ausreisevorschriften wurden verstärkt und der Flug-, Bus, und Zugverkehr wurde zur Bekämpfung des Virus massiv reduziert. So lag die Anzahl der täglichen Abflüge und Ankünfte für Inlands- und Auslandsflüge vor dem Virusausbruch bei rund 15'000. Mitte Februar waren es nur noch rund 2'000 Flüge pro Tag. Dies hat nicht nur Folgen für Chinas Binnenmarkt, sondern auch für beliebte Reisedestinationen der Chinesen, wie z. B. Japan, Thailand oder Malaysia. Die Touristen aus China sind mittlerweile die Haupteinnahmequelle des globalen Tourismus. Im letzten Jahr gaben Touristen aus China rund 277 Mrd. USD aus, was ca. 20% aller Tourismusausgaben weltweit entspricht.   

Anhand der beiden Dimensionen Handel und Tourismus berechnen wir die Anfälligkeit verschiedener Volkswirtschaften auf eine Wachstumsverlangsamung Chinas. Unser «Tourism Vulnerability» Index misst die Wichtigkeit chinesischer Touristen für die lokale Tourismusbranche sowie deren Beitrag an das Bruttoinlandprodukt. Der «Trade Vulnerability» Index hingegen zeigt die Bedeutung des Handels mit China für die einzelnen Regionen auf. Die Analyse zeigt, dass Thailand, die Philippinen, Malaysia, Singapur, Mexiko und Australien am stärksten betroffen sind.

        

Chinas Regierung hat bereits umfangreiche Stimulierungsmassnahmen ergriffen, um die wirtschaftlichen Folgen des Virus abzufedern, z. B. wurden Zölle auf Einfuhren aus den USA gesenkt. Die Regierung in Peking hat auch Subventionen für Vermieter angekündigt, die ihre Mieten reduzieren und bietet KMUs  eine Fristerstreckung bei der Steuererhebung von bis zu drei Monaten an. Die chinesische Notenbank hat zudem den Markt grosszügig mit Liquidität versorgt, während Chinas Finanzmarktregulatoren sich für eine Lockerung der Finanzierungbedingungen und Rückzahlungsfristen aussprechen, um damit die Unternehmen in den Krisengebieten zu entlasten.  Auch von Zentralbanken ausserhalb Chinas, primär in Asien, werden Zinssenkungen erwartet. Geldpolitische Lockerungsmassnahmen sind in der Realwirtschaft in der Regel in sechs bis neun Monaten zu spüren. Diese Massnahmen dürften daher für eine Erholung im zweiten Halbjahr sorgen. Dies unter der Annahme, dass das Virus bald eingedämmt werden kann.

Wir erachten weitere kurzfristige Verwerfungen an den Aktienmärkten für wahrscheinlich, aber glauben, dass mittelfristig die Liquiditätsversorgung der Zentralbanken die  Aktienmärkte stützen wird (Grafik 4). Um das Ende des langjährigen Bullenmarktes auszurufen ist es unseres Erachtens noch zu früh.

Kurz nach dem Ausbruch kam es primär an den asiatischen Börsen zu Verwerfungen. Der S&P 500 oder der Swiss Performance Index waren noch bis Mitte Februar mit 4.6% respektive 4% im Plus. Doch der Anstieg Covid-19 Fälle ausserhalb Chinas in der vierten Februarwoche löste Unsicherheiten hinsichtlich einer baldigen Eindämmung aus und die Investoren flüchteten in sichere Häfen. So fiel der Zins 10-jähriger US-Staatsanleihen auf ein neues Allzeittief (Grafik 1) und die Aktienmärkte weltweit korrigierten innert kurzer Frist massiv. Wenn wir die Aktienmarktperformance verschiedener Regionen im Kontext der ökonomischen Risiken, gemessen anhand unseres «China Vulnerability» Index (eine Kombination der obenerwähnten Handels- und Tourismus-Indizes) betrachten, ist denkbar, dass es in diversen Regionen, wie z.B. Italien oder Singapur noch zu weiteren Kursverlusten kommen wird.

Mit den bereits getätigten und den erwarteten Massnahmen der Notenbanken, ist ein positiver Treiber für Aktien und risikoreiche Anlagen mittelfristig gesichert (Grafik 4). Bei Anzeichen einer erfolgreichen Eindämmung dürfte daher ein Grossteil der Verluste an den Aktienmärkten zumindest mittelfristig wieder aufgeholt werden. Wir halten daher bis auf weiteres an unserer neutralen Positionierung für Aktien fest.

Unsere detaillierte monatliche Markteinschätzung ist auch auf unserem Blog zu finden.

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