Corona prägte das Jahr 2020
- Der globale Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 führte im März aufgrund der national verhängten Lockdowns zu einer nie dagewesenen Vollbremsung der Weltwirtschaft. An den Finanzmärkten kam es mit Rekordgeschwindigkeit zu massiven Marktverwerfungen. Im Schnitt benötigten die globalen Aktienmärkte für die Korrektur 25 Tage. Der MSCI World TR USD büsste innerhalb dieser Frist einen Drittel seines Wertes (-34%) ein. Die Kurse fielen so schnell, dass diverse Börsen mehrmals den Handel unterbrechen mussten.
- Die Zentralbanken handelten schnell mit dem Ziel, die Wirtschaft am Laufen zu halten: Leitzinsen wurden markant gesenkt und neue, geradezu kolossale Anleihekaufprogramme (Quantitative Easing) aufgesetzt. Diese übertrafen diejenigen der Finanzkrise bei weitem. Die US-Notenbank Fed senkte beispielsweise ihre Zinsen innert zwei Wochen um 1,5 Prozentpunkte und kündigte an, dass sie neu neben Staatsanleihen auch Unternehmensanleihen kaufen wird. Dies beruhigte Investoren und läutete im April/Mai eine beeindruckende Erholung an den Aktien und Kredit-Märkten ein. Die Sommermonate verliefen z.B. in der Schweiz vergleichsweise ruhig.
- Im November/Dezember 2020 führte die zweite PandemieWelle zu einem erneut massiven Anstieg der Corona-Neuansteckungen und insbesondere auch der damit einhergehenden Todesfälle. Bis Ende Jahr starben in der Schweiz mehr als 7'000 Personen mit oder an Covid. Es kam vielerorts erneut zu teils drastischen Lockdowns.
- Ende Dezember sorgte der Impfstart in den USA, in der Eurozone und in der Schweiz für vorsichtigen Optimismus und Erleichterung.
- Die ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Folgen der CoronaPandemie sind weitreichend und werden die Finanzmärkte, Staaten, Unternehmen wie auch die Bevölkerung noch Jahre beanspruchen.
Im Jahr 2021 ist eine graduelle Erholung der Weltwirtschaft von der CoronaKrise zu erwarten. Der Ausblick ist jedoch mit hoher Unsicherheit behaftet, und starke Unterschiede zwischen Ländern und Sektoren bleiben bestehen. Dank einem robusten zweiten Halbjahr 2020 ist China beispielsweise die einzig grössere Volkswirtschaft, die im Jahr 2020 ein positives Wirtschaftswachstum ausweisen dürfte. Italiens Wirtschaft, welche bereits vor der Pandemie angeschlagen war, wird gemäss den Prognosen des Internationalen Währungsfonds hingegen auch in zwei Jahren noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht haben (siehe Grafik).
- Ähnlich markant sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sektoren. Während z.B. die IT-Branche vom durch die Krise ausgelösten Digitalisierungsschub profitiert (Homeoffice, Videokonferenzen etc.), leiden der Tourismus und die Gastronomie besonders stark unter den Lockdown-Massnahmen.
- Dank den Impfaktionen, die teils bereits Anfang Dezember begannen, dürften auch diese stark betroffenen Sektoren mit der Zeit wieder etwas aufatmen können. Die Erholung kommt jedoch nicht von heute auf morgen, denn bis genügend Personen geimpft sind, um eine Herdenimmunität zu erreichen (mind. 60% der Bevölkerung), dürften einige Monate ins Land gehen.
Melanie Rama
Senior Economist Asset Management
Daniel Kuenzi
Head Portfolio Management Multi Assets Asset Management
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Kurzfristig dürfte der Anstieg der Neuansteckungen und der Hospitalisierungen rund um den Globus die Wirtschaftsaktivität weiterhin belasten.
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Neben der kurzfristig erwarteten Wirtschaftsschwäche zeigen taktische Indikatoren, die eine Trendumkehr prognostizieren, dass das Risiko einer Korrektur nach der starken Aktienmarktentwicklung der letzten Wochen gestiegen ist. Besorgniserregend ist auch die zunehmende Sorglosigkeit der Investoren. Ist die Stimmung der Anleger trotz der Pandemie und den Lockdowns viel zu euphorisch? Kommt erschwerend hinzu, dass die Berichterstattung der Unternehmensgewinne des vierten Quartals schwieriger ausfallen wird, so dass die Investoren wegen der Aktienrally der letzten Monate Gewinne mitnehmen könnten. Aus den genannten Gründen werden wir die Risiken im Portfolio zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter erhöhen. Wir positionieren unsere Portfolios Anfang 2021 mit einer neutralen Aktienquote analog zur strategischen Ausrichtung.
- Erfreulicher sind die Aussichten über die Wintermonate hinaus. In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die globale Pandemie unter Kontrolle bleibt. Mit dem Impfstart zeichnet sich bei den konjunkturellen Aussichten für 2021 und 2022 das Licht am Ende des Tunnels ab. Das anziehende Wachstum 2021 wird eine gute Grundlage für steigende Gewinne bilden.
- Die Investoren werden die Folgen der zweiten Corona-Welle abschütteln und risikobehaftete Anlagen, wie Aktien, zulasten von Obligationen bevorzugen.
- Der Optimismus dürfte vor allem in den weiterhin offenen Geldschleusen der führenden Notenbanken gründen. Die US-Zentralbank bekräftigte Mitte Dezember erneut ihr Bestreben, die Wirtschaft mit tiefen Zinsen und Anleihenkäufen anzukurbeln. Auch die Europäische Zentralbank erhöhte und verlängerte ihr Kaufprogramm bis mindestens Ende März 2022. Das aktienfreundliche Niedrigzinsumfeld dürfte somit anhalten. Gleichzeitig dürften die Regierungen eine aktive und expansive Fiskalpolitik, einhergehend mit einer höheren Staatsverschuldung, umsetzen.
- In diesem Kontext sind zumindest Staatsanleihen unattraktiv. Unternehmensanleihen profitieren von der Suche nach Rendite, was einen weiteren Rückgang der Kreditspreads auslösen würde. Die Risikoprämie von Aktien ist daher noch relativ attraktiv. Die Investoren werden demzufolge weiterhin Aktien nachfragen, obwohl zumindest kurzfristig der Markt überhitzt ist und die Risiken erhöht sind.
Zu euphorisch sollten die Anleger dennoch nicht in die Zukunft schauen. Denn eine Erholung der Unternehmensgewinne und viele gute Neuigkeiten sind bereits in den Kursen eingepreist. Die Gewinne auf den Risikoanlagen werden in den nächsten 12 Monaten wohl etwas moderater als bisher ausfallen.
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