Redaktionsschluss: 4. April 2025
Die Wirtschaftspolitik von Donald Trump sorgt für grosse Unsicherheit. In den USA sind bereits Wachstumssorgen aufgekommen, da die angekündigten und noch geplanten Zölle für Verunsicherung bei Verbrauchern und Unternehmen sorgen. Für das US-Wirtschaftswachstum rechnen wir daher mit einem Rückgang.
In Europa haben sich die Aussichten dagegen etwas verbessert: Deutschland lockert die Schuldenbremse und plant ein EUR 500 Mrd. schweres Infrastrukturprogramm. Gleichzeitig will die EU bis zu EUR 800 Mrd. für Verteidigung ausgeben. Vor allem die deutsche Wirtschaft wird jedoch den negativen Aspekten der am 2. April 2025 angekündigten Importzölle im Umfang von 20 Prozent auf Güter aus der EU ausgesetzt sein.
Höhere Zölle stellen ein bedeutendes Risiko für Europa und die Weltwirtschaft dar. Durch die überraschende Ankündigung von Zöllen auf Schweizer Waren in der Höhe von 31 Prozent sieht sich auch der Schweizer Aussenhandel mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
Die Zentralbanken bewegen sich in einem schwierigen Umfeld: Zölle bedeuten meist niedrigeres Wachstum und höhere Inflation. Wie stark diese Effekte sind, ist jedoch sehr ungewiss.
Die US-Notenbank (Fed) hat beschlossen, die Zinsen vorerst nicht zu ändern, erwartet aber für 2025 ein geringeres Wachstum und eine etwas höhere Inflation. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen im zweiten Quartal unverändert lassen wird.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen bereits zweimal um jeweils 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Wir erwarten die nächste Zinssenkung der EZB am 17. April 2025.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins im März zum fünften Mal in Folge gesenkt. Angesichts der jüngsten Eskalation der US-Zollpolitik ist es wahrscheinlich, dass die SNB die Zinsen Ende des zweiten Quartals erneut senken wird.
Die fiskalpolitischen Impulse führten zu einer Rally an den europäischen Aktienmärkten im ersten Quartal. Die US-Börsen entwickelten sich weniger erfreulich – der S&P 500 verlor 5 Prozent. Besonders der Technologiesektor geriet unter Druck: Die «Magnificent 7» (Apple, Microsoft, Google, Amazon, Meta, Tesla und Nvidia) verloren 16 Prozent. Auch im kommenden Quartal dürfte die Zollpolitik von Donald Trump im Fokus stehen. Höhere Zölle bedeuten höhere Kosten für viele Unternehmen. Analysten haben daher ihre Gewinnwachstumsprognosen für US-Unternehmen bereits reduziert. Nicht alle Unternehmen sind gleichermassen betroffen – inländische Dienstleister sind weniger vom Zollrisiko tangiert.
Die Risikoaufschläge (Kreditspreads) bei Unternehmensanleihen sind derzeit sehr niedrig, besonders im oberen Non-Investment-Grade-Segment. Wir halten diese Aufschläge für zu niedrig. Während die geplanten Ausgaben in Europa grundsätzlich positiv zu bewerten sind, dürften sie allein nicht ausreichen – begleitende Reformen sind notwendig. Die US-Zölle könnten die Haushalte zusätzlich belasten und den Konsum dämpfen. Bei stärker als erwartet steigender Inflation könnten die Kreditrisikoprämien mittelfristig wieder ansteigen.
Der Euro wertete sich im ersten Quartal deutlich auf: Gegenüber dem US-Dollar legte er um 4,3 Prozent zu, gegenüber dem Schweizer Franken um 1,4 Prozent. Gleichzeitig verlor der US-Dollar 2,7 Prozent gegenüber dem Franken. Wir erachten die Aufwertung des Euro zwar durch die geplanten Staatsausgaben fundamental gerechtfertigt, wir erwarten aber keine weitere starke Aufwertung in den nächsten Monaten. Der Franken dürfte ein sicherer Hafen für Anleger bleiben und bei einer Eskalation der US-Handelspolitik wieder stärker werden.
Die Performance Schweizer Immobilienfonds war seit Jahresanfang verhalten – der SXI Real Estate Funds Broad Total Return Index legte weniger als 2 Prozent zu. Immobilienaktien verzeichneten im ersten Quartal deutlich stärkere Zuwächse.
Der Wohnungsmarkt ist nach wie vor durch einen Nachfrageüberhang gekennzeichnet, wobei die Zuwanderung ein wichtiger Treiber bleibt. Die Angebotsmieten für Wohnungen sind in den letzten drei Monaten um etwa 1,3 Prozent gestiegen. Wir erwarten, dass das strukturelle Angebotsdefizit im Mietwohnungsmarkt nicht kurzfristig gelöst werden kann, was zu weiter steigenden Angebotsmieten führen wird. Die Referenzzinssatzsenkung im März von 1,75 Prozent auf 1,5 Prozent dürfte hingegen zu leicht rückläufigen Bestandsmieten führen.
Bei Immobilienprodukten sind weitere Kotierungen und Kapitalerhöhungen zu erwarten. Die Nachfrage der Anleger bleibt bisher robust, da Immobilienprodukte im Vergleich zum Schweizer Zinsumfeld attraktive Renditen bieten. Die Ausschüttungsrendite von Schweizer Immobilienfonds liegt immer noch mehr als 1,6 Prozentpunkte über der Rendite von 10-jährigen Bundesobligationen.
- Höhere Preise: Unternehmen geben Zollkosten meist teils an ihre Kunden weiter, was die Inflation antreibt
- Geringerer Konsum: Höhere Preise können die Kaufkraft der Verbraucher schwächen
- Unsicherheit: Unternehmen zögern bei Investitionen, wenn die Handelspolitik unberechenbar ist
- Anpassungen der Lieferketten: Firmen verlagern mittelfristig möglicherweise Produktion, um Zöllen zu entgehen
→ Handelskonflikte dämpfen typischerweise das Wirtschaftswachstum und erhöhen die Inflation
- Aktien: Exportorientierte Unternehmen und solche mit internationalen Lieferketten leiden besonders, während inländische Dienstleister weniger betroffen sind
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Staatsanleihen: Die Auswirkungen hängen davon ab, welche wirtschaftlichen Effekte die Anleger stärker gewichten. Durch Handelskonflikte ausgelöste Wachstumssorgen können zu sinkenden Zinsen führen. Gleichzeitig können höhere Inflationserwartungen die Zinsen ansteigen lassen.
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Unternehmensanleihen: Unsicherheit und Wachstumssorgen könnten zu einem Anstieg der Kreditaufschläge von Unternehmensanleihen führen
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Währungen: Länder mit hohen Handelsbilanzüberschüssen mit den USA könnten unter Druck geraten; «sichere Häfen» wie der Schweizer Franken könnten aufwerten
→ Höhere Volatilität: Handelskonflikte führen typischerweise zu stärkeren Kursschwankungen an den Märkten.
Melanie Rama
Head of Economic Research
melanie.rama@baloise.com
Dominik Sacherer
Portfoliomanager Fixed Income
dominik.sacherer@baloise.com
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