- Gründergeschichte
- Herausforderungen bei der Gründung
- Lehrreiche Erfahrungen
In der Schweiz landen jährlich 2,8 Tonnen Lebensmittel im Müll. Viele davon nicht etwa, weil sie nicht mehr geniessbar sind, sondern weil sie nicht den Marktnormen entsprechen. Diese sinnlose Lebensmittelverschwendung macht Sandra Kissling zu schaffen. «Essen wegzuwerfen ging schon immer gegen meine Natur», erzählt sie. Das Mutterwerden hat diese Überzeugung zusätzlich verstärkt: «Ich wollte meinen Kindern nicht nur predigen, sondern aktiv zeigen, dass man etwas gegen Foodwaste machen kann.»
Die Köchin und Gastronomin trat dem Verein foodwaste.ch bei und lernte die Äss-Bar in Bern kennen, die Brot und Backwaren vom Vortag unter die Leute bringt. Das gab ihr Mut und Inspiration für ihr eigenes Projekt: «Weil es für mich mit dem Brot allein noch nicht getan ist, entschied ich einen Schritt weiterzugehen. Mein Ziel war und ist es, so viele Lebensmittel wie möglich zu retten.» Die FrischerFritz GmbH war geboren.
«Fritz & Frieda bringt Esskultur mit Umwelt- und Klimaschutz nachhaltig in Einklang.»
Seit drei Jahren ist Sandra Kissling nun täglich auf der Suche nach Bäckereien, Gemüsebauern und Käsereien, um ihnen für den Markt unbrauchbare Produkte abzunehmen. Das kann eine krumme Karotte sein oder ein Joghurt mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum von weniger als zehn Tagen. Die Lebensmittel verkaufte sie anfänglich über einen Foodtruck auf dem Aarefeldplatz in Thun. «Meine Idee kam super an. Die Leute freuten sich über das Angebot und FrischerFritz war rentabel», sagt Sandra Kissling. Aus gesetzlichen Gründen musste sie dann aber vom Aarefeldplatz wegziehen. «Der neue Standort an der Unteren Hauptgasse war zwar schnell gefunden, brachte aber auch Schwierigkeiten mit sich», erzählt Sandra Kissling. «Auf lange Sicht erwies sich die dezentrale Lage als problematisch. Wir waren nicht mehr kostendeckend.»
«Wenn jemand kommt und mir Lebensmittel bringt, die er oder sie nicht mehr braucht, hüpft mein Herz vor Freude. Dann weiss ich: Meine Arbeit zeigt Wirkung, das Thema Foodwaste findet den Weg in die Köpfe der Leute.»
Der finanzielle Druck wurde immer grösser. Mit dem Wechsel von der GmbH zum Verein im Mai 2022 rettete Sandra Kissling ihr Projekt und ihre Idee. Unter dem neuen Namen Fritz & Frieda bleibt vieles gleich, doch nicht alles: «Dank meiner Partnerin liegt die Verantwortung nun nicht mehr allein bei mir. Das gibt mir Entlastung und nimmt mir Ängste», sagt Sandra Kissling. Mit dem neuen Ladenlokal am Bahnhof in Thun ist der Start geglückt: «Die Kundenfrequenz ist wieder viel höher und wir hoffen nun natürlich, schnellstmöglich viele Mitglieder zu gewinnen.»
«Organisation ist wichtig, aber auch Mut zum Chaos – in der Selbständigkeit läuft nie alles wie geplant.»
Unterstützung fand Sandra Kissling von Beginn an in ihrer Familie. «Mein Vater hilft bei den Lieferungen und unterhält die Kühlgeräte, mein Mann hat den gesamten Online-Auftritt aufgebaut.» Für diese Hilfe ist Sandra Kissling sehr dankbar, genau wie für jene der Baloise: «Es hat immer alles schnell und einwandfrei funktioniert. Auch der Wechsel von der GmbH zum Verein gestaltete sich als sehr unkompliziert.»
Mit vereinten Kräften will das Team um Sandra Kissling künftig noch mehr gegen Foodwaste tun. Bedarf gibt es überall: «Wir konservieren Lebensmittel, indem wir sie einkochen. Wir ernten Felder, die Bauern aus Kostengründen vernachlässigen. Und natürlich retten wir auch weiterhin nicht marktkonforme Lebensmittel vor der Entsorgung», sagt Sandra Kissling. Dafür ist sie stets auf der Suche nach neuen Wegen – mit viel Engagement, Freude und Überzeugung.
Die Lebensmittelretter setzen sich gegen Foodwaste ein
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