Ein Experte gibt uns Tipps zur Wahl des idealen Elektrovelos.
Welches Modell? Welcher Akku? Welche Geschwindigkeit? Kurzum, für welches E-Bike soll ich mich entscheiden? Nach welchen Kriterien vergleicht man die unterschiedlichen Modelle?
Loran Voirin ist Geschäftsführer von Veloland in Montagny-près-Yverdon. Vom Mountainbike bis hin zum Elektrovelo – dieser leidenschaftliche Zweiradfan kennt seine Angebotspalette ganz genau.
70 unterschiedliche E-Bikes: Die Qual der Wahl
Wir besuchen ihn in seinem Geschäft, in dem fast 70 E-Bikes ausgestellt sind. Manche erscheinen leicht und elegant, andere muten eher robust und wuchtig an. Im Mittelpunkt der Ausstellung thront sogar ein Elektrotandem. Kurz gesagt, die Auswahl ist eindrucksvoll!
Wie findet man unter der Vielzahl unterschiedlicher Modelle das ideale Elektrovelo? Loran Voirin verrät uns, welche Aspekte man beim Kauf eines E-Bikes in Betracht ziehen sollte.
- Nutzungszweck
- Geschwindigkeit (25 oder 45 km/h)
- Akku
- Gewicht
- Scheinwerfer und Bremsen
- Preis
Danach stellt er uns die unterschiedlichen E-Bike-Modelle vor und entlässt uns mit einem Expertentipp, den Sie am Ende des Artikels finden.
Wenn ein Kunde den Kauf eines Elektrovelos plant, fragt ihn unser Spezialist zuallererst: «Für welchen Zweck möchten Sie Ihr E-Bike nutzen?»
- Für manche ist das E-Bike ein wichtiges Fortbewegungsmittel. Sie steigen jeden Morgen auf und fahren damit zur Arbeit.
- Andere nutzen ihr E-Bike für Stadtfahrten, beispielsweise zum Einkaufen.
- Wieder andere planen vor allem entspannte Touren mit dem Elektrovelo.
Das E-Bike: Auch für Sportler bestens geeignet
Und dann sind da natürlich auch noch die Sportler! Das Elektrovelo ist schliesslich nicht nur für Sonntags(velo)fahrer gedacht. Heutzutage schwingt man sich auch gerne auf sein Elektro-Rennvelo und bestreitet Wettrennen. «Das ist eine andere Philosophie, eine andere Einstellung, ein anderes Fahren», meint unser Gesprächspartner.
Sobald klar ist, für welchen Zweck der Kunde ein Elektrovelo erwerben möchte, bestimmt Loran Voirin mit ihm gemeinsam, ob ein schnelles E-Bike oder eher ein klassisches Modell den Bedürfnissen am besten entspricht.
Es gibt prinzipiell zwei Geschwindigkeitsklassen bei Elektrovelos: bis 25 und bis 45 km/h. Das heisst, dass sich die elektrische Unterstützung abschaltet, wenn diese Geschwindigkeiten überschritten werden.
Die klassische Variante: Elektrische Unterstützung bis 25 km/h
Diese Art von Elektrovelo eignet sich für Touren in der freien Natur, wird aber gerne auch für Stadtfahrten genutzt.
Auch auf steilen Streckenabschnitten ist eine elektrische Unterstützung bis 25 km/h in den meisten Fällen ausreichend. Sie brauchen kein E-Bike bis 45 km/h, wenn Sie einen starken Motor möchten. Sind Sie häufig in steilem Gelände unterwegs, sollten Sie lediglich darauf achten, dass Sie sich für ein leistungsstarkes Modell aus der Palette bis 25 km/h entscheiden.
Für E-Bikes bis 25 km/h gelten die gleichen Regeln wie für ein Standardvelo. Die Vorteile liegen auf der Hand.
- Sie können damit Velowege befahren.
- Ab dem 16. Lebensjahr darf jeder ein solches Elektrovelo ohne Fahrzeugausweis nutzen.
Die schnelle Variante: Elektrische Unterstützung bis 45 km/h
Diese Art von Elektrovelo eignet sich vor allem für Personen, die jeden Tag mehr als acht bis zehn Kilometer zur Arbeit pendeln und dafür Hauptstrassen nutzen.
Aber Vorsicht! Passen Sie auf, wenn Sie auf so einer Maschine sitzen! Es handelt sich nämlich eigentlich um ein Töffli, das sich wie ein Velo anfühlt. Man nutzt es häufig in Verkehrsräumen, wo eine vorausschauende Fahrweise notwendig ist. Manche Modelle verfügen über sehr starke Schubkraft, obwohl die Bremsen nicht mit denen eines Motorrads vergleichbar sind. Kurzum, ein E-Bike bis 45 km/h ist vor allem erfahrenen Zweiradfahrern zu empfehlen.
Für Fahrten mit einem schnellen Elektrovelo gelten überdies folgende gesetzlichen Bestimmungen.
- Der Fahrer muss Inhaber eines Führerausweises sein (mindestens Kategorie M).
- Das Velo muss mit einem Nummernschild versehen sein.
- Das Tragen eines Helms ist zwingend vorgeschrieben.
- Das Velo muss mit einem Rückspiegel ausgestattet sein.
Achtung! Auf Velowegen muss der Motor des schnellen Elektrovelos abgeschaltet werden. Aus diesem Grund ist ein E-Bike mit elektrischer Unterstützung bis 25 km/h für Stadtfahrten häufig besser geeignet.
Wir sind gespannt darauf, mehr über die Akkus von E-Bikes zu erfahren. Wie wählt man den richtigen Akku aus? Von welcher Reichweite kann man ausgehen?
Die Kapazität eines Akkus werde in Wattstunden angegeben, erklärt uns Loran Voirin, und ein heutiges Standardmodell sei mit einem Akku von 400 bis 500 Wattstunden ausgerüstet. Der absolute Rekordhalter in seinem Geschäft bringt es auf 983 Wattstunden. Wir werfen einen Blick auf das betreffende Velo: ein imposantes Fahrzeug! Für unsere sonntäglichen Velotouren ziehen wir jedoch lieber ein unauffälligeres und leichteres Modell in die engere Auswahl.
Wie weit kommt man mit einem 400-Wattstunden-Akku?
Im Gegensatz zu den maximal möglichen Reichweiten unter idealen Bedingungen, die in Verkaufsprospekten deklariert sind, bleibt unser Experte eher realistisch. «Mit einem 400-Wattstunden-Akku schafft man bei hoher elektrischer Unterstützung eine Strecke von rund 35 Kilometern», schätzt er. Aber über 60 Kilometer, wenn man den Akku schont, beispielsweise indem man die elektrische Unterstützung auf flachen Streckenabschnitten reduziert.
Je höher die Kapazität des Akkus, desto besser?
Unser Spezialist empfiehlt, sich nicht grundsätzlich für die höchste Kapazität zu entscheiden. Wichtig ist es, einen Akku auszuwählen, der für die vorgesehene Nutzung geeignet ist. Er erläutert uns seinen Standpunkt anhand einiger Beispiele.
- Sie fahren mit dem Elektrovelo zur Arbeit. Die Entfernung beträgt rund 12 Kilometer, das bedeutet eine Strecke von 24 Kilometern hin und zurück. Ein Akku mit 400 Wattstunden ist dafür völlig ausreichend.
- Bei Ihren Spritztouren mit dem Velo legen Sie rund 50 Kilometer zurück, davon 15 Kilometer bergauf. Auch eine solche Strecke schafft ein 400-Wattstunden-Akku.
Es ist besser, den Akku regelmässig aufzuladen, statt einen überdimensionierten Akku zu verwenden. «Es ist wie mit einer Vase, die man ausleeren muss, um wieder sauberes Wasser nachzufüllen», erklärt unser Experte. Mit einer solchen Handhabung sei der Akku widerstandsfähiger.
Eine Frage brennt uns auf der Zunge: Das Gewicht eines Elektrovelos ist zweifelsohne auch ein wichtiges Kriterium, oder? Nicht unbedingt, erwidert unser Experte, denn ist das Fahrzeug einmal in Bewegung, bemerke man als Nutzer den Unterschied kaum.
Das Gewicht ist vor allem beim Anhalten und Anfahren ein Kriterium
- Für Personen mit geringer Körpergrösse ist deshalb ein schweres Velo, beispielsweise beim Stopp an einer roten Ampel, unpraktisch.
- Der Anfahrschub ist bei einem schweren Velo stärker.
- Das Gewicht ist auch ein Argument, wenn Sie Ihr Elektrovelo häufig tragen müssen, etwa um es in den Keller zu transportieren.
- Ein leichteres Modell lässt sich auf kurvenreichen und technisch anspruchsvollen Strecken besser handhaben.
Obwohl wir uns hauptsächlich auf das Gewicht und den Akku der ausgestellten Modelle konzentriert haben, macht uns unser Experte noch auf zwei weitere wichtige Komponenten aufmerksam: Scheinwerfer und Bremsen.
Gute Scheinwerfer für Fahrten in der Dämmerung
Was die Scheinwerfer anbelange, so erklärt er, gebe es grosse Unterschiede zwischen den E-Bikes. Wenn Sie häufig abends oder frühmorgens unterwegs sind, etwa um zur Arbeit zu fahren, empfiehlt unser Experte, beim Kauf eines E-Bikes ganz besonders auf die Beleuchtung zu achten.
Gute Bremsen für relativ schwere und schnelle Velos
Elektrovelos sind schwerer als Standardvelos. Dank der elektrischen Unterstützung neigt man überdies dazu, mit diesen Zweirädern etwas schneller zu fahren. Folglich sind gute Bremsen unerlässlich. Ein Kriterium, das umso wichtiger wird, wenn man sich für ein Modell bis 45 km/h entscheidet.
Vom Rennvelo über das Stadtvelo bis hin zum Mountainbike: Das aktuelle Angebot an Elektrovelos sei sehr umfangreich, erklärt unser Experte stolz. Er stellt uns die wichtigsten Modelle vor.
Das Mountainbike
Mit elektrischer Unterstützung bis 25 oder 45 km/h ist es das ideale E-Bike, um auch die entlegensten Winkel unseres Landes auf Asphaltstrassen, unbefestigten Wegen oder Schotterpisten zu erkunden.
Das Rennvelo mit eingebautem Motor
Es ist das leichteste aller Elektrovelos. Wie das Standardrennvelo ist es mit sehr schmalen Reifen ausgestattet. Man nutzt es für lange Strecken auf Asphaltstrassen.
Das Stadtvelo
Ausgestattet mit Federung, Schutzblechen, einem Gepäckträger und etwas breiteren Reifen als ein Rennvelo, ist es ein bequemes E-Bike für Stadtfahrten ebenso wie für Velotouren auf vorwiegend asphaltierten Wegen.
Bei den Stadtvelos macht uns unser Spezialist auf Modelle mit einem Schwanenhalsrahmen aufmerksam. Ohne Mittelstange lässt sich dieses Elektrovelo leichter besteigen und ist daher bei häufigen Stopps, beispielsweise auf Stadtfahrten (Ampeln, Einkäufe usw.), besonders bequem. Es bietet ausserdem eine gute Sitzposition, mit einem erhöhten Blickfeld und einem geraden Rücken.
Das urbane Fitnessvelo
Leicht und vielseitig ist dieses Modell derzeit sehr angesagt. Es eignet sich von allen Elektrovelos am besten für eine gemischte Nutzung. Es ist nahezu für jedes Gelände geeignet und kann unter der Woche als Fortbewegungsmittel und am Wochenende als Freizeitvelo genutzt werden.
Jetzt ist es an der Zeit, über den Preis einer derartigen Anschaffung zu reden. Für ein gutes Elektrovelo müsse man mit einem Preis zwischen 2'000 und 10'000 CHF rechnen, schätzt Loran Voirin. Er fügt aber gleich hinzu: «Für ein Stadtvelo muss man auf keinen Fall 5'000 CHF ausgeben!»
Rund 2'500 CHF für ein Stadt-E-Bike
Ein für Stadtfahrten und Velotouren am Wochenende geeignetes Modell kostet laut unserem Experten rund 2'500 CHF.
Ganz oben auf der Preisliste findet man einerseits die E-Bikes bis 45 km/h und andererseits die sportlichen Modelle, die für erfahrene Zweiradfahrer interessant sind.
Über eine halbe Stunde lang hat uns der Geschäftsführer von Veloland wertvolle Informationen gegeben, die bei der Auswahl eines Elektrovelos helfen. Hätte er noch einen letzten Tipp auf Lager, den er uns sozusagen ins Ohr flüstern kann?
Bereitwillig zieht er seinen letzten Trumpf aus dem Ärmel: «Wenn ein Kunde ein Elektrovelo kaufen möchte, frage ich, ob jemand in seinem Umfeld bereits ein E-Bike besitzt.»
Und warum stellt unser Experte diese Frage? «Weil man die Akkus austauschen kann», vertraut er uns mit einem verschmitzten Lächeln an. Das bringt zwei Vorteile.
- Bei einer Velotour zu zweit oder mit Freunden kann man die Akkus unterwegs austauschen, wenn eine Person mehr Tretunterstützung benötigt.
- Auf einer langen Fahrt alleine kann man im Rucksack einen zweiten Akku mitnehmen und auf halber Strecke austauschen.
Abschliessend möchten wir Ihnen nicht verschweigen, dass uns während der Besichtigung der ausgestellten Zweiräder immer wieder ein Schild aufgefallen ist, das an jedem Elektrovelo angebracht ist. «Versichern Sie Ihr Velo», steht darauf in grossen Buchstaben.
Loran Voirin rühmt offen die Vorteile einer E-Bike-Versicherung. Wie er seinen Kunden gerne erklärt: «Der Abschluss einer Versicherung ist wie der Kauf eines Vorhängeschlosses. Es ist ein notwendiger Schutz vor Diebstahl, Vandalismus und sonstigen Schäden.»
Wir schliessen uns seiner Meinung an und empfehlen Ihnen einen doppelten Schutz für Ihr E-Bike: ein gutes Veloschloss und eine gute Versicherung – zusammen einfach besser!