Viele Benziner und Diesel sind mit Partikelfiltern ausgestattet, damit weniger Schadstoffe in die Luft gelangen. Hier erfahren Sie,
- wie die Reinigungssysteme funktionieren,
- welche Vorschriften es in der Schweiz dazu gibt und
- wie sich verstopfte Partikelfilter reinigen lassen.
Partikelfilter sind Reinigungssysteme, die feste Partikel wie zum Beispiel Feinstaub oder Russ aus Abgasen herausfiltern. Sie kommen unter anderem seit vielen Jahren in Auspuffanlagen von Dieselautos zum Einsatz, um die Emission umwelt- und gesundheitsschädlicher Partikel zu reduzieren.
Inzwischen werden Partikelfilter aber nicht mehr nur in Diesel-, sondern auch in modernen Fahrzeugen mit Benzin-Direkteinspritzmotor verbaut. Grund sind die immer strengeren Abgasnormen zur Reduzierung des Russpartikel-Ausstosses.
Die Filtereinrichtungen dienen somit vor allem dem Umweltschutz und der Verbesserung der Luftqualität. Für Lkw und Pkw sind Partikelfilter in der Schweiz seit Jahren Pflicht – ohne sie lassen sich Vorschriften bzw. Grenzwerte für Feinstaubemissionen und Partikelanzahl kaum noch einhalten.
Die allgemeine Funktionsweise eines Partikelfilters in einem Fahrzeug ist simpel: Das bei der Verbrennung von Kraftstoff entstehende Abgas strömt durch den Filter. Dieser ist aufgrund seines Aufbaus und Materials in der Lage, feste Russpartikel aufzufangen und festzuhalten.
Damit der Partikelfilter nicht nach einer Weile verstopft, verfügt er über ein eingebautes Regenerationssystem. Ist er gesättigt, werden die eingeschlossenen Partikel meistens bei hohen Temperaturen verbrannt und in Kohlendioxid umgewandelt. Häufigkeit und Dauer dieses Prozesses variieren je nach Marke, Modell und Nutzung. In der Regel erfolgt die Regeneration automatisch, manchmal weist auch eine Kontrollleuchte darauf hin und Sie müssen eine sogenannte «Regenerationsfahrt» durchführen. Früher oder später ist es jedoch möglich, dass der Partikelfilter gereinigt oder ersetzt werden muss, damit er weiterhin zuverlässig arbeitet.
Es gibt je nach Hersteller und Automodell unterschiedliche Arten von Partikelfiltern, die in Diesel- und Benzinfahrzeugen verbaut werden können. Die wohl gängigsten Filterarten in Pkw sind der Wandstrom- und der Nebenstrom-Tiefbettfilter.
Wandstromfilter werden in der Regel bei Neuwagen ab Werk verbaut und bestehen aus einem porösen Keramikmaterial, durch das die Abgase strömen. In diesem geschlossenen System bleiben die Partikel an der Oberfläche des Materials hängen und werden so herausgefiltert. Partikelfilter aus Keramik sind sehr effektiv und halten fast alle Russpartikel zurück. Damit sie aber funktionsfähig bleiben, ist eine regelmässige Regeneration vonnöten. Je nach Fahrzeug erfolgt dieser Regenerationsprozess auf aktivem oder passivem Weg.
Nebenstrom-Tiefbettfilter kommen häufig bei Nachrüstungen zum Einsatz. Im Gegensatz zu Wandstromfiltern zeichnen sich diese Filter durch ein offenes System aus, bei dem der Abgasstrom in der Regel durch ein Metallvlies geleitet wird. Diese Art von Partikelfilter ist weniger effektiv als der Wandstromfilter, hält aber trotzdem ultrafeine, gesundheitsschädliche Partikel gut zurück. Ausserdem kann er nicht verstopfen, regeneriert sich während der Fahrt ohne allzu hohe Temperaturen und ist damit wartungsärmer als der werkseitig eingebaute Partikelfilter aus Keramik.
Hierzulande gelten die Abgasnormen der EU. Um diese einzuhalten, sind Partikelfilter auch in der Schweiz seit Jahren Pflicht. Weil die Grenzwerte immer weiter verschärft werden und Benziner mit Direkteinspritzung ebenfalls schädliche Feinstpartikel ausstossen, fragen sich viele, ab wann Partikelfilter auch für Benziner Vorschrift sind. Tatsächlich müssen auch Neuwagen mit Ottomotor seit der im Jahr 2018 eingeführten Abgasnorm die aktuellen Grenzwerte einhalten. Darum kann man inzwischen nicht mehr ausschliesslich von Dieselpartikelfiltern (DPF) sprechen – die Reinigungssysteme werden immer häufiger auch in Benzinern verbaut.
Der Gesetzgeber hat den Ausstoss von Russpartikeln jedoch lange Zeit nur sporadisch kontrolliert. Das hat sich zu Beginn des Jahres 2023 geändert: Seitdem umfasst die Motorfahrzeugkontrolle (MFK) auch eine Abgasuntersuchung, bei der mithilfe neuester Messgeräte auch die Anzahl der emittierten Partikel bei Dieselfahrzeugen ermittelt wird. Dabei gilt: Bei der Messung mit erhöhter Drehzahl (2'000 Umdrehungen pro Minute) darf der Grenzwert von maximal 250'000 Partikel pro Kubikzentimeter nicht überschritten werden.
Die neue Abgaskontrolle dient in erster Linie dazu, defekte Partikelfilter aus dem Verkehr zu ziehen. Denn das Überwachungssystem des Autos schlägt selten Alarm, wenn der Filter Risse hat und nicht mehr korrekt funktioniert. Dadurch bemerken Fahrzeugbesitzer und ‑besitzerinnen den Defekt häufig nicht und das Auto stösst mehrere Millionen Russpartikel aus. Laut Schätzung des Schweizerischen Autogewerbeverbands (AGVS) fällt demnach fast jedes fünfte Dieselfahrzeug durch die Kontrolle.
Damit die Leistung Ihres Dieselpartikelfilters bei der Messung vom Strassenverkehrsamt möglichst optimal ist, können Sie das Fahrzeug kurz vorher in die Garage bringen. Dort lässt sich mittels Diagnosegerät eine Regeneration des Partikelfilters auslösen. Fahren Sie dann aber nicht mehr allzu weit, damit der Effekt der Regeneration nicht wieder verpufft.
Haben Sie ohnehin einen Garagentermin, können Sie im Zuge dessen auch den Zustand des Partikelfilters überprüfen lassen. Stellen Sie dabei aber sicher, dass die Garage über die neuesten Messgeräte verfügt. Alternativ können Sie in der Schweiz die Leistung Ihres Partikelfilters zum Beispiel auch in den Technischen Zentren des Touring Club Schweiz (TCS) kontrollieren lassen.
Auch wenn sich ein Partikelfilter im Fahrzeug automatisch regeneriert – er hält nicht ewig. Gerade bei Autos, die nur auf Kurzstrecken genutzt werden, funktioniert die Regeneration häufig nicht, weil die dafür nötige Temperatur nicht erreicht wird. Viele fragen sich daher, was sie tun sollen, wenn der Partikelfilter voll ist. Reicht eine Regenerationsfahrt nicht mehr aus, führt der Weg unweigerlich zur Garage.
Wann Sie einen Partikelfilter wechseln lassen müssen, ist unterschiedlich. Bei älteren Fahrzeugen geben Hersteller oft noch konkrete Intervalle vor, die meist zwischen 120'000 und 180'000 Kilometer Laufleistung liegen. Bei neueren Modellen machen Garagen den Austausch in der Regel vom Zustand abhängig. Der Ersatz ist eine kostspielige Angelegenheit: Neue (Diesel-)Partikelfilter kosten bis zu 4'000 CHF.
Da der Einbau eines neuen Filters recht teuer ist, gibt es inzwischen viele Unternehmen in der Schweiz, die Dieselpartikelfilter reinigen, sodass sie wiederverwendet werden können. Auch wenn Fahrzeughersteller eher davon abraten: Die Kosten sind wesentlich niedriger als beim Kauf eines neuen Filters – die Arbeitskosten für Aus- und Einbau bleiben jedoch in etwa gleich. Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Wagen in beiden Fällen für einige Tage in der Garage bleiben muss.
Wie die jeweilige Reinigung genau funktioniert, verraten die Unternehmen nicht. Oft kommen chemische oder thermische Verfahren zum Einsatz. So können Sie auch in der Schweiz Ihren Partikelfilter reinigen oder «ausbrennen» lassen. Wer diese Dienstleistung anbietet, benötigt allerdings eine spezielle Ausrüstung und Fachkenntnisse. Darum sollten Sie auch keine Selbstreinigungsversuche unternehmen.
Wenn Sie sich dazu entschliessen, Ihren Partikelfilter reinigen zu lassen, sollten Sie sich vorher gut informieren. Fragen Sie in der Garage Ihres Vertrauens, ob sie mit einem Partnerunternehmen zusammenarbeitet, das (Diesel-)Partikelfilter reinigen kann. Alternativ recherchieren Sie im Internet und nehmen Sie Angebote und Bewertungen genau unter die Lupe: Was wird Ihnen versprochen? Gibt es eine Art Garantie? Auch wenn Ihnen ein Partikelfilter im neuwertigen Zustand angeboten wird – rechnen Sie eher damit, dass der Filter nicht ganz so lange durchhalten wird wie ein neuer. Haben Sie ein älteres Fahrzeug, kann es sich dennoch lohnen, den Partikelfilter reinigen oder gegen ein bereits gereinigtes Exemplar austauschen zu lassen.
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