Im Winter können sie Leben retten:
- welche zehn Gebote für die Montage und Nutzung von Schneeketten gelten,
- wie schnell man eigentlich mit Schneeketten fahren darf und
- was man beim Kauf und Anlegen der Traktionshilfen beachten sollte.
Bevor Sie mit den Schneeketten fahren können, müssen Sie diese aufziehen. Dazu sollten Sie – neben den Ketten – auch eine Warnweste, eine Taschenlampe, eine alte Decke und Fingerhandschuhe mit an Bord haben. Die Signalweste sorgt für Sicherheit, die Taschenlampe für gute Sicht, die Decke für trockene Knie und die Handschuhe für einen sicheren Griff. Ausserdem wichtig: Ziehen Sie die Schneeketten nur auf Winterreifen oder Allwetterreifen, nicht aber auf Sommerreifen auf. Übrigens: Hier können Sie nachlesen, wann Sie Schneeketten zwingend montieren müssen.
Üben Sie das Anlegen von Schneeketten in Ruhe zu Hause, damit Sie für den Ernstfall gerüstet sind. Lesen Sie sich dazu die Montageanleitung des jeweiligen Herstellers genau durch. Auf Videoportalen im Internet können Sie sich zusätzlich – etwa beim Touring Club Schweiz (TCS) ‒ praktische Montagevideos für Schneeketten anschauen. Dazu ein Tipp: Haben Sie ein Video gefunden, dass zu Ihrem Auto- und Schneekettentyp passt, laden Sie es sich aufs Handy herunter. Dann können Sie sich die Anleitung bei der Montage der Schneeketten im Freien noch einmal anschauen.
Schneeketten lassen sich auf Schnee, Eis oder Asphalt montieren. Vermeiden Sie es aber, die Ketten auf weichem Untergrund oder am Hang aufzuziehen (Kippgefahr!). Auch der Gebrauch eines Wagenhebers birgt ein unnötiges Verletzungsrisiko.
Bevor Sie mit den Schneeketten losfahren, überprüfen Sie nach etwa hundert Metern noch einmal Sitz und Spannung. Unter Umständen müssen Sie sie kurz nachspannen, damit diese sich während der Fahrt durchgehend vor der Reifenaufstandsfläche auf den Untergrund legt.
Selbst wenn Sie mit Allrad-Fahrzeugen bergauf auch ohne Schneeketten auf Eis und Schnee gut vorankommen, sorgt das hohe Gewicht des Autos spätestens bergab für eine Rutschpartie. Legen Sie also auch bei SUVs und Allrad-Fahrzeugen Schneeketten an. Werden bei Front- und Heckantrieblern die beiden Reifen der Antriebsachse belegt, können 4×4-Fahrzeuge theoretisch vorne oder hinten bekettet werden. Vorne empfiehlt sich meist, da das Motorgewicht hier für mehr Kraftübertragung sorgt.
Wie schnell darf man nun mit Schneeketten fahren? Das generelle Tempolimit für die Traktionshilfen liegt bei 50 Kilometern pro Stunde. Das gilt auch für die Autobahn. Höhere Geschwindigkeiten würden die Fahrstabilität beeinträchtigen. Manche Hersteller geben für ihre Schneeketten sogar niedrigere Tempolimits aus. Halten Sie sich daher an die Geschwindigkeitsbegrenzung – Strecken, auf denen das Schneeketten-Obligatorium gilt, werden häufig von der Polizei kontrolliert.
Apropos Kontrolle: Wer mit einem Mietwagen in winterlichen Regionen unterwegs ist, sollte bei der Übergabe dringend überprüfen, ob Schneeketten an Bord sind. Werden Sie auf ausgewiesenen Strecken «unten ohne» erwischt, wird schnell eine Busse von 100 Franken fällig – und noch einiges mehr, wenn eine Verkehrsgefährdung vorliegt.
Fahren Sie mit Schneeketten nicht auf Asphalt. Die Traktionshilfen verschleissen dann sehr schnell, können den Strassenbelag beschädigen und geben auch keinen zusätzlichen Grip. Daher sollten Sie Schneeketten nur auf eis- oder schneebedeckten Fahrbahnen verwenden.
Idealerweise spülen Sie die Schneeketten nach jeder Fahrt, spätestens aber zum Saisonende gründlich mit klarem Wasser ab. Wird es in der Gebrauchsanweisung empfohlen, können Sie die Ketten auch noch einölen. Lagern Sie diese dann bis zum nächsten Einsatz im trockenen Zustand in der Verpackung.
Falls Sie beim Kauf von Schneeketten unsicher sind: Klassische Modelle zeigten sich im Schneekettentest des TCS robust und sicher. Schnellspannsysteme sind teurer und verschleissen schneller. Sie empfehlen sich deshalb vor allem für Fahrer und Fahrerinnen, die regelmässig für kurze Strecken Ketten anlegen müssen. Eine textile Variante ist beispielsweise die Traktionshilfe «AutoSock», die in der Schweiz als Schneeketten-Alternative zugelassen ist.
«Sicherheit gibt es schon für 100 Franken.»
Ob auf Schnee oder Eis: Tipps zum Umgang mit Schneeketten gibt’s im Interview mit Experte Bernhard Schwab, Projektleiter Produkttests beim TCS.
B. Schwab: Alternativen zu Schneeketten können textile oder auch andere Anfahrhilfen sein (zum Beispiel «Rud Softspike», «AutoSock»). Textile Traktionshilfen werden über das Rad gestülpt. Mit den meisten Anfahrhilfen können Sie jedoch – im Gegensatz zu Schneeketten – nicht lange auf Eis und Schnee fahren. Es gibt Schnellmontageketten mit entsprechend erleichterter Montage und innovativen Materialien. Sie sind häufig weniger leistungsstark und weniger verschleissfest als konventionelle Ketten, kosten aber oft das Doppelte. Sie eignen sich also für den häufigen kurzzeitigen Einsatz.
B. Schwab: Leider nein. Die gesetzlichen Anforderungen an Schneeketten sind international nicht harmonisiert. Ein Schneeketten-Obligatorium gilt für alle Fahrzeuge. Wenn nicht per Zusatztafel explizit davon ausgenommen, auch für 4×4-Fahrzeuge. Wenn Sie mit Schneeketten fahren, sollten Sie das Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde nicht überschreiten.
B. Schwab: Dass das Produkt auch als Schneekette zugelassen ist. Man sollte die Reifendimension des eigenen Fahrzeugs vorher notieren, um im Laden auch die passende Kettengrösse zu finden. Moderne Produkte sind übrigens nicht schwer zu montieren: Wer eine Trockenübung in der Garage oder draussen auf Asphalt macht, dürfte beim Aufziehen der Schneeketten im Ernstfall keine Probleme haben.
B. Schwab: Grundsätzlich werden Schneeketten auf die Antriebsräder montiert. Per Definition: Auf einer mit dem Signal «Schneeketten obligatorisch» gekennzeichneten Strecke dürfen Fahrzeuge nur fahren, wenn wenigstens zwei Antriebsräder der gleichen Achse, bei Doppelrädern je ein Antriebsrad auf jeder Seite, mit Schneeketten aus Metall versehen sind. Die signalisierte Vorschrift wird mit dem Signal «Ende des Schneeketten-Obligatoriums» aufgehoben.
B. Schwab: Bei 4×4-Fahrzeugen muss grundsätzlich in der Bedienungsanleitung nachgeschlagen werden, wo die Ketten zu montieren sind. Denn: Nicht jeder Allradantrieb funktioniert gleich. Bei Automodellen, die je nach Version Zwei- oder Vierradantrieb haben, wird beim 4×4-Modell die Kette in der Regel auf derselben Achse montiert wie beim Basismodell. Wer über längere Zeit auf Schnee unterwegs ist, kann – je nach Fahrzeug – auf allen vier Rädern Ketten montieren.
B. Schwab: Es gibt spezielle, für Nutzfahrzeuge ausgelegte Transporterketten, die höhere Festigkeiten aufweisen, jedoch auch teurer sind. Bei leichten Wohnmobilen oder Vans können Sie auch mit Schneeketten für Personenwagen fahren. Grundsätzlich sind jedoch die Reifendimensionen zu berücksichtigen.
B. Schwab: Teilweise bei Tankstellen oder Garagen in Winterurlaubsorten. Allerdings: Im Fachhandel oder in Warenhäusern gibt es bereits Schneeketten für weniger als 100 Franken, die im TCS-Schneekettentest mit «empfehlenswert» oder besser abgeschnitten haben.
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