Mangelnde Liquidität ist oft Grund für unternehmerisches Scheitern. Darum ist die Liquiditätsplanung so wichtig. Erfahren Sie im Detail:
- Aufbau und Planung anhand von Beispielen
- Link zu hilfreicher Vorlage
- Tipps für höhere Liquidität
Neun von zehn Firmen gehen in der Schweiz aufgrund von Liquiditätskrisen bankrott: Weil ihnen die flüssigen Mittel – die verfügbaren finanziellen Ressourcen – fehlen, um Rechnungen und weitere Verbindlichkeiten zu begleichen, müssen viele Firmen aufgeben. Umso wichtiger ist daher, dass Unternehmen und insbesondere Start-ups stets wissen, wie es um die flüssigen Mittel steht. Am besten packen Gründerinnen und Gründer die Liquiditätsplanung bereits vor der Gründung an.
Hier finden Sie Antworten auf folgende Fragen:
Der Liquiditätsplan – ein zentrales Element im Finanzplan – bindet den Faktor Zeit in die Finanzplanung ein. Im Unterschied zur Erfolgsrechnung berücksichtigt der Liquiditätsplan den genauen Zeitpunkt der Zahlungseingänge und -ausgänge. Indem er eine Übersicht über die voraussichtlichen Zu- und Abflüsse finanzieller Mittel gibt, zeigt er, wie sich die Zahlungsfähigkeit der Firma in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt. Die Liquidität gibt an, ob ein Unternehmen seine Rechnungen und andere Verbindlichkeiten fristgerecht bezahlen kann. Bei der Liquiditätsplanung geht es im Kern darum, die erwarteten Zahlungseingänge den erwarteten Zahlungsausgängen gegenüberzustellen, und das auf den Termin genau.
Wer die Liquidität dem Bauchgefühl oder dem Zufall überlässt, läuft Gefahr, Rechnungen nicht mehr zahlen zu können und im ungünstigen Fall in eine Notsituation zu geraten. Der Liquiditätsplan ist kein nettes Extra, um solche Schieflagen zu vermeiden, sondern ein zwingend notwendiges Werkzeug. Mit dem Liquiditätsplan ermitteln Sie den voraussichtlichen Bestand flüssiger Finanzmittel. Insofern ist der Liquiditätsplan ein wichtiges Kontrollinstrument, dank dem Sie Risiken rechtzeitig einschätzen und im Bedarfsfall passende Massnahmen ergreifen können. Mit einem gründlich erarbeiteten Liquiditätsplan vermeiden Sie Liquiditätsengpässe und Insolvenzen, erhöhen die Kostentransparenz und verbessern die Zukunftsplanung und die Kreditbeschaffung.
💡 Gut zu wissen
Wie sorgfältig Sie Ihren Liquiditätsplan auch erstellen, er ist immer mit Unsicherheiten verbunden. Die Liquiditätsplanung ist nicht mehr als eine Prognose, wie sich der Kontostand Ihrer Firma künftig entwickeln wird. Deshalb sollten Sie die erwarteten Zahlenwerte regelmässig mit den Istwerten, abgleichen. Dazu müssen Sie den Liquiditätsplan regelmässig aktualisieren, am besten monatlich.
Der Liquiditätsplan umfasst in der Regel einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten, der weiter unterteilt wird. Am verbreitetsten ist die Aufteilung nach Monaten, je nach Geschäft kann aber auch eine Berechnung auf Wochen-, Quartals- oder Halbjahresbasis angezeigt sein.
Die Liquiditätsplanung enthält alle Finanzbewegungen eines Unternehmens. Vereinfacht ist sie nach folgendem Schema aufgebaut:
Welche Positionen ein Liquiditätsplan enthalten sollte, ist weitgehend von der Grösse, der Rechtsform und dem Geschäftsfeld eines Unternehmens abhängig. Bei einem Handelsunternehmen wie beispielsweise einer Kleiderboutique spielen andere Zahlungsströme eine Rolle als in einer Produktionsfirma oder einem Dienstleistungsbetrieb. Einzelne Positionen sind nur für Kapitalgesellschaften erforderlich, andere nur für Personengesellschaften. Manchmal ist schon viel erreicht, wenn man sich auf die fixen Ausgaben konzentriert – damit kann man abschätzen, ob und wie lange die vorhandenen Mittel reichen, um die Fixkosten zu decken.
Die folgende Aufstellung gibt Ihnen einen Überblick über die verbreiteten Positionen in einem Liquiditätsplan.
- Der Umsatz kann nicht einfach aus der Buchhaltung in den Liquiditätsplan kopiert werden. Grund: Die Kunden zahlen erst mehrere Wochen nach der Buchung des Umsatzes. Dazu kommen weitere Zahlungsarten, die es zu beachten gilt, beispielsweise Voraus-, Raten- und Barzahlungen. Entscheidend ist das Datum des Zahlungseingangs.
- Die Zahlungen der Kunden enthalten die Mehrwertsteuer, die das Unternehmen an die Eidg. Steuerverwaltung bezahlen muss. Der Eingang der Mehrwertsteuer erfolgt mit dem Eingang der Kundenzahlung. Die Auszahlung ans Steueramt erfolgt dagegen in der Regel quartalsweise und muss bei den Zahlungsausgängen eingesetzt werden.
Auch wenn man es sich nicht kompliziert macht – selbst einen soliden Liquiditätsplan zu bauen, erfordert Zeit und Know-how. Wer Excel richtig gut beherrscht, kann selbst eine Vorlage für einen Liquiditätsplan erstellen. Dennoch ist es ratsam, zumindest für die ersten Schritte professionelle Hilfe beispielsweise von einem Treuhänder in Anspruch zu nehmen. Bei unserem Partner Gryps, dem führenden Beschaffungsportal für kleine Unternehmen, können Sie kostenlos und schnell Offerten für solche Spezialisten einholen.
💡 Gut zu wissen
Ob Sie eine «Milchbüechli»-Rechnung oder schon eine Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung führen, hat Auswirkungen auf die Liquiditätsplanung. Mit Letzterer können Sie Ein- und Ausgänge (beispielsweise für den letzten Monat) innerhalb der Software nachvollziehen und insbesondere den Bestand an Debitoren und Kreditoren zu einem Stichtag herauslesen. Wer lediglich eine «Milchbüechli»-Rechnung führt, muss diese Informationen manuell aus dem Bankkonto-Auszug extrahieren.
Excel-Vorlagen und Spezialprogramme
Bereits vorgefertigte Excel-Vorlagen für Liquiditätsplanungen lassen sich leicht im Internet finden und oft kostenlos herunterladen. Hier ist allerdings Vorsicht angebracht: Nicht alle Vorlagen halten, was sie versprechen. Eine zuverlässige Vorlage mit der Möglichkeit, verschiedene Szenarien zu simulieren, kann man bei der UBS gegen Angabe der Kontaktdaten, sonst aber kostenlos herunterladen.
Wer weniger fit in Sachen Excel und Co. ist, kann auf eine Reihe meist kostenpflichtiger Tools und kleiner Spezialprogramme zurückgreifen. Geben Sie in Google oder Ihrer Online-Suchmaschine «Tools Liquiditätsplanung Schweiz» ein, und schon erhalten Sie auf der Resultatseite zahlreiche Optionen.
Schwächen von Vorlagen
Allerdings ist eine Liquiditätsplanung in Excel oder einem dieser Spezialprogramme nicht ohne Tücken. Da sämtliche Kontobewegungen manuell eingegeben werden müssen, sind die Werte selten aktuell – und zudem fehleranfällig: Schon ein einziger Tippfehler kann das Ergebnis erheblich verfälschen. In Firmen mit hohem Transaktionsvolumen (etwa einem gut laufenden Online-Shop) und mehreren Geschäftskonten verlieren die User schnell die Übersicht.
Liquiditätsplanung mit Buchhaltungssoftware
Mit steigender Komplexität bieten sich daher professionelle Softwarelösungen an. Funktionen für die Liquiditätsplanung finden sich bei ausgebauten Buchhaltungsprogrammen. Auch spezialisierte Liquiditätsplanungs-Software automatisiert verschiedene Aufgaben und sorgt für eine bessere Übersichtlichkeit.
Der Weg zum Liquiditätsplan kann im Wesentlichen in sieben Etappen unterteilt werden
- Tool auswählen: Hier müssen Sie sich zwischen Eigenbau, Spezialprogramm und Buchhaltungssoftware entscheiden. In jedem Fall ist der Beizug einer Fachperson (z. B. Treuhandfirma) zumindest in der Anfangsphase ratsam.
- Positionen ermitteln: Beginnen Sie frühzeitig damit, Dokumente zusammenzusuchen, die Angaben zu Zahlungseingängen und -ausgängen enthalten. Dazu gehören unter anderem Kundenverträge, Kontoauszüge, Rechnungen von Lieferanten, Mietverträge und Versicherungspolicen. Legen Sie die Unterlagen entweder komplett digital oder komplett analog ab – das erleichtert Ihnen den Überblick.
- Anfangsbestand erfassen: Übernehmen Sie die Summe aus Kassen- und Bankbestand. Sie dient als Ausgangswert für die weiteren Planungsschritte.
- Laufzeit bestimmen: Bei vielen kleineren Ein- und Ausgängen ist ein Liquiditätsplan mit einer Laufzeit auf Monatsbasis angezeigt. Bei weniger, dafür grösseren Zahlungsflüssen reichen Laufzeiten über ein Quartal oder ein halbes Jahr.
- Vorschau erstellen: Tragen Sie die künftigen Zahlungseingänge und -ausgänge so genau wie möglich in den Liquiditätsplan ein, und zwar genau an dem Zeitpunkt, an dem Sie mit der tatsächlichen Zahlung rechnen. Kalkulieren Sie mit Reservefristen, da längst nicht alle Kunden fristgerecht bezahlen. In unseren Blogbeiträgen erfahren Sie, wie Sie freundliche Zahlungserinnerungen und Mahnungen schreiben. Wichtig ist hier, bei der Einschätzung künftiger Zahlungsflüsse realistisch zu bleiben. Wie sehr Sie auch von Ihrer Geschäftsidee überzeugt sind – gehen Sie von einer leicht suboptimalen Entwicklung aus. Eine verhalten pessimistische Einschätzung hält Sie wach und aufmerksamer als eine allzu optimistische.
- Prognosen anpassen: Korrigieren Sie die prognostizierten Werte, sobald Sie die tatsächlichen Werte haben oder sich überraschende Entwicklungen abzeichnen.
- Geld beschaffen oder anlegen: Zwischen Plan und tatsächlichem Ergebnis wird es immer eine Differenz geben. Bei einem positiven Ergebnis haben Sie flüssige Mittel, die Sie in den Ausbau investieren oder anderweitig anlegen können. Sind die Geldabflüsse grösser als die Zuflüsse, kann es angezeigt sein, kurzfristig finanzielle Mittel zu beschaffen. Eine Option ist auch, die Forderungen einem Factoring-Anbieter zu verkaufen.
Zeigt die Liquiditätsplanung, dass es in kommenden Perioden zu Engpässen kommt oder kommen kann, müssen Sie rechtzeitig Gegenmassnahmen ergreifen. Sie haben grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder erhöhen Sie die Zahlungszuflüsse oder Sie reduzieren den Mittelabfluss (finanzielle Ausgaben).
So kommt Geld schneller in die Kassen
- Rechnungen schnell und so früh wie möglich stellen
- Zahlungsfristen verkürzen und überfällige Rechnungen konsequent mahnen, allenfalls Inkasso beauftragen
- Mit den Kunden Anzahlungen und Akonto-Zahlungen vereinbaren
- Skonto-Regime überprüfen und attraktiv(er) machen
- Nicht benötigte Anlagen verkaufen
- Kreditlimiten voll ausnützen
- Zusätzliche Mittel bei Dritten beschaffen (Kredite, Darlehen) oder selbst zusätzliches Kapital einschiessen
- Factoring nutzen (Forderungen verkaufen)
So bleibt mehr Geld in der Kasse
- Längere Zahlungsfristen und Ratenzahlungen mit den Lieferanten aushandeln
- Nicht dringende Anschaffungen und Unterhaltsarbeiten zurückstellen
- Kostenreduktionen prüfen (beim Personal, bei den Mieten und beim Betrieb)
- Lieferantenpreise neu verhandeln
- Anlagen mieten oder leasen
- Bewirtschaftung von Warenlager und Vorräten optimieren (Lagerbestände senken)
- Privatbezüge auf ein Minimum reduzieren